Die Bedeutung der Ehrenmale der Bundeswehr

Der Monat November ist in Deutschland traditionell eine Zeit der Erinnerung und des Gedenkens. Mit dem Volkstrauertag haben wir dabei einen Tag etabliert, der dem Totengedenken der Opfer von Krieg und Gewalt, den Toten der Weltkriege, aber auch den Toten der Bundeswehr gewidmet ist. An ihren Ehrenmalen trägt unsere Bundeswehr deshalb seit Jahrzehnten zu dieser Erinnerungskultur bei.

Zunächst vollzog sich das Gedenken nur auf der Ebene der Teilstreitkräfte:

Das Marine-Ehrenmal in Laboe (Schleswig-Holstein), seit 1954 in der Obhut des Deutschen Marinebundes, dient nicht nur der Deutschen Marine als Gedenkort, sondern ist seit 1996 ein internationales „Mahnmal für eine friedliche Seefahrt auf freien Meeren“.

Das Ehrenmal der Luftwaffe hat deren Inspekteur zum Schirmherrn und fand im Jahre 1962 vor den Toren des Fliegerhorstes in Fürstenfeldbruck (Bayern) seinen Platz. Es mahnt ebenfalls zum Frieden und ist „Den Toten der Luftwaffe und der Luftfahrt “ gewidmet.

Im Jahr 1972 wurde zudem unter der Schirmherrschaft des Inspekteurs des Heeres das Ehrenmal des Deutschen Heeres auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz (Rheinland-Pfalz) eingeweiht. Gestiftet ist es „Den Toten des Deutschen Heeres“ der Weltkriege und der Bundeswehr.

Peter Tauber am 09.05.18 in Berlin am Ehrenmal der Bundeswehr im Bundesministerium der Verteidigung. / Foto: Tobias Koch (www.tobiaskoch.net)

Seit 2009 besteht mit dem Ehrenmal der Bundeswehr beim Berliner Dienstsitz des Bundesministeriums der Verteidigung eine zentrale Gedenkstätte. Es ist Ort des Gedenkens an alle militärischen und zivilen Angehörigen unserer Bundeswehr, die in Folge der Ausübung ihrer Dienstpflichten für die Bundesrepublik Deutschland seit 1955 ums Leben gekommen sind. Ihnen wird Respekt erwiesen, indem fortlaufend die Namen der mittlerweile 3.299 Toten in einem Lichtband über der sogenannten „Cella“, einem Bereich der Stille und Besinnung in dem begehbaren Denkmal, eingeblendet werden. Zudem wird ihrer im bronzenen „Buch des Gedenkens“ gedacht, in dem die Verstorbenen nach Todesjahren geordnet genannt werden. Dies macht deutlich, dass es in der kollektiven Erinnerung ganz konkret um Menschen, deren Lebensläufe, Schicksale und Seelen geht. Im Dunkel der Cella erscheinen die Namen auf einem Mauervorsprung vor einer mit Gold überzogenen Wand und der Inschrift: „DEN TOTEN UNSERER BUNDESWEHR FÜR FRIEDEN, RECHT UND FREIHEIT“. Nicht nur versinnbildlicht die Farbe Gold das Höchste und Ewige. Insbesondere die Worte sollen dazu beitragen, die sicherlich häufig gestellte Frage nach dem Sinn der Todesfälle zu beantworten. Diese Menschen haben ihr Leben in ihrem Dienst für unsere Gemeinschaft verloren, teilweise sogar bewusst gegeben. Das sollte uns Lebende mit Ehrfurcht, Demut und Dankbarkeit erfüllen.

Fragen von Leben und Tod gehören zum Dienst- und Selbstverständnis unserer Soldatinnen und Soldaten. Das sollte von uns allen gewürdigt werden!

Gerade das Ehrenmal in Berlin ermöglicht durch seine Architektur öffentliches Gedenken wie privates Trauern gleichermaßen. Hier werden verschiedene Ebenen der Erinnerungskultur repräsentiert. Als Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung steht für mich meist die staatliche Erinnerung im Vordergrund. Aber natürlich bekomme ich in meiner Funktion zugleich vieles von der individuellen Trauer der Hinterbliebenen mit, die im „Wald der Erinnerung“ bei Potsdam eine Fortsetzung findet. Das berührt mich auch persönlich sehr.

Eine weitere Ebene möchte ich noch herausstellen: Für mich ist das Ehrenmal auch ein Ort des Innehaltens, ja des Gebetes und damit auch eine Art „Tor zu Gott“. Wer sich hier mit dem Tod auseinandersetzt, dem stellen sich schnell Fragen nach Sinn und Transzendenz. Dass ich mit dieser Sicht nicht alleine bin, davon zeugen zahlreiche Einträge mit Gottesbezügen im Besucher-Buch, das im „Raum der Information“ am Ehrenmal ausliegt. Das macht das Ehrenmal noch nicht zu einem sakralen Ort, doch sehr wohl zu einem ganz besonderen Ort in der Gedenk- und Erinnerungskultur der Bundeswehr. Denn „Frieden ist nicht Abwesenheit von Kampf, sondern Anwesenheit von Gott“, wie die Theologin Eva von Tiele-Winckler sagte. Den für den Frieden in Deutschland und der Welt Gestorbenen gedenken wir hier und ganz besonders in diesem Monat.

Gastbeitrag zur Bedeutung der Ehrenmale der Bundeswehr, erschienen in der Zeitschrift „Kompass. Soldat in Welt und Kirche“.

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