Wem gehören die deutschen Farben?
Zwei Tage lang habe ich vor kurzem als Reservist der Bundeswehr in einer Flüchtlingsunterkunft in Offenbach geholfen. An den Wänden der Halle hingen Bilder, die Flüchtlingskinder gemalt hatten. Neben vielen schrecklichen Dingen malten die Kinder vor allem eins: schwarz-rot-goldene Fahnen. Wie kommt das? Was verbinden sie mit diesen Farben? Ihre Geschichte und Bedeutung werden sie wohl kaum kennen.
Auf dem Ärmel meines Feldanzugs war ebenfalls die Deutschlandfahne aufgenäht – so wie auf allen Uniformen deutscher Soldaten. Ich trage diese Farben mit Stolz.
Der Legende nach waren es die Lützowschen Jäger, die ihre Jacken schwarz färbten, goldene Knöpfe und rote Aufschläge trugen, um so in den Freiheitskriegen gegen Napoleon einheitlich aufzutreten. Als Freiwillige in einer nicht regulären militärischen Einheit erreichten sie – nicht nur weil bekannte Männer wie Friedrich Ludwig Jahn und Joseph Eichendorff in ihren Reihen dienten – eine legendäre Berühmtheit. Die Jäger wurden zum Sinnbild des Strebens nach Freiheit und mehr noch der Bereitschaft für diese Freiheit alles einzusetzen – auch das eigene Leben.
Später griffen die Studenten die Farben auf. Es ging nicht mehr gegen Napoleon, sondern gegen die deutsche Kleinstaaterei und die Fürstenherrschaft für nationale Einheit, Freiheit und politische Mitbestimmung. Auf dem Hambacher Fest, das nicht nur ein deutsches, sondern ein europäisches Freiheitsfest war, wehten die Farben über dem Schloss. Im Vormärz und in der Revolution von 1848 wurde die schwarz-rot-goldene Fahne endgültig zur deutschen Trikolore der Freiheit und der Hoffnung. Längst ging es auch um soziale Fragen, denn Millionen Deutsche mussten ihre Heimat aus wirtschaftlicher Not verlassen. Allein in die USA wanderten über fünf Millionen aus. Meist schickten die Familien die Söhne, wenn sie es sich nicht leisten konnten, gemeinsam auszuwandern.
Es herrschte tiefe Verzweiflung in deutschen Landen. Hoffman von Fallersleben dichtete: „Alles lässt sich schwarz nur sehen, Rot und Gold, wo bleibt ihr?“ Jacob Grimm formulierte als Abgeordneter der Paulskirche 1848: „Das deutsche Volk ist ein Volk von Freien und deutscher Boden duldet keine Knechtschaft. Fremde Unfreie die auf ihm verweilen macht er frei.“ Doch diese Verheißung, auf deren Erfüllung die Deutschen als Nation bis 1990 warten mussten, musste erst noch hart erkämpft werden.
Bismarck und die Preußen konnten den Farben bei der Reichsgründung, die ein Werk der Fürsten und nicht des Volkes war, nichts abgewinnen. Und auch in der ersten deutschen Republik 1919 hatten die deutschen Farben einen schweren Stand. Die Nationalsozialisten verspotteten sie als „Schwarz-Rot-Senf“.
Nach Gründung der Bundesrepublik taten sich die Deutschen lange schwer mit „ihren“ Farben. Dabei gab es keinerlei Grund zur Zurückhaltung. Die Farben sind historisch nie missbraucht worden. Die Nazis spürten, dass sie mit den Werten, für die diese drei Farben in der deutschen Geschichte standen, nichts anfangen konnten. Doch Hitler hatte den Deutschen die Freude an und den Stolz auf die eigene Nation gründlich verleidet. Da half auch vorerst die Rückbesinnung auf die Farben von Einigkeit und Recht und Freiheit nichts. Inzwischen ist das anders, und zum Glück nicht mehr nur bei Fußballspielen. Wenn die Nationalhymne gesungen wird stehen die Menschen auf, man muss keine Textblätter mehr auslegen. Jeder kennt den Glanz des Glückes, in dem unser Vaterland blüht, weil wir sehr wohl wissen, dass die Deutschen nie freier und glücklicher lebten als heute. Wir sind uns dessen im Alltag vielleicht nicht bewußt. Und wir sollten uns fragen: Treten wir, wenn es ernst wird, für die Werte, für die unsere Farben stehen, ein?
Deutsche Schulkinder malen bunte Blumen oder Tiere, vielleicht auch Kinder in allen Hautfarben. So erleben sie selbst den Alltag in ihren Schulen vielerorts. Trotz dieser Vielfalt verbindet die Kinder, dass sie meist alle in Deutschland geboren worden sind. Dass sie Deutschlandfahnen malen ist indes seltener zu beobachten. Vielleicht wäre es auch an der Zeit, in deutschen Schulen und Kindergärten wenigstens rund um den 3. Oktober wieder zu erzählen, welche Hoffnungen unser Volk in der Vergangenheit mit diesen Farben verbunden hat und was sie bedeuten.
Bei PEGIDA schwenken unter dem Rufen dummer Parolen viele Menschen die deutschen Fahnen. Sie wissen nichts über deren Bedeutung. Schwarz, Rot, Gold sind nicht nur die Farben der Freiheit für das deutsche Volk. Sie stehen für die Freiheit aller Völker und Menschen, und die Deutschen, die sich diesen Farben verschworen hatten, unterstützten den Freiheitskampf der Polen genauso wie die nationale Einigung anderer europäischer Länder. Angesichts der vielen dumpfen Ressentiments, die bei den Demonstrationen in Dresden und anderenorts geschürt werden, würden sich diejenigen, die für und unter dieser Fahne gekämpft und ihr Leben hingegeben haben, wahrscheinlich schämen.
Wenn derzeit in Deutschland Flüchtlingskinder malen, dann greifen sie oft zu den Stiften, die ihnen erlauben, eine Deutschlandfahne zu malen. Oft sind auch ihre Autos oder Häuser Schwarz-Rot-Gold. Sie kennen unsere Fahne, aber sie wissen nichts über die Bedeutung unserer deutschen Farben. Aber sie geben ihnen unbewusst ihre historische Bedeutung zurück. Für die Flüchtlingskinder sind die Farben Schwarz-Rot-Gold die Farben der Freiheit, des Friedens und der Hoffnung. Das sollte uns stolz machen. Und wir sollten ihnen diese Farben schenken. Sie haben viel mehr einen Anspruch darauf und das Versprechen der Farben auf eine gute Zukunft, auf die Hoffnung, mit Fleiß etwas zu erreichen und sicher und behütet aufzuwachsen, als diejenigen, die unter unserer Fahne derzeit Hass und Angst im Land verbreiten. Nehmen wir denen unsere deutsche Fahne weg. Sie ist zu schön dafür.
Sehr geehrter Herr Dr. Tauber!
Um „im Bilde“ zu bleiben, habe ich auch die Homepage der SPD besucht. Schon in den letzen Wochen wurde häufig bei einigen Themen die Beteiligung der „Zuseher“ getrichen. Seit dem 7.12.15 ist nur noch eine Beteiligung via Twitter und Facebook möglich.
Damit ist es vorbei mit dem Rest einer sinnvollen Beteiligung. Vorbei die Zeiten, als man Gästen und Mitgliedern eine Möglichkeit zur detaillierten Meinungsäußerung bot. Denn Twitter und Facebook sind nur ein Alibi, das allenfalls Spot-Bemerkungen zuläßt. Die Mitglieder-Beteiligungsblase ist auch dort endgültig geplatzt.
Sehr geehrter Herr Dr. Tauber!
Auf diesem Weg eine andere Informtion. Auf der Hompage der SPD gibt es die Funktion NEWS. Bis vor einigen Wochen gab es dazu eine Kommentarfunktion. Diese Funktion ist in den neuesten NEWS nicht mehr vorgesehen. Mich würde nicht wundern, wenn auch die SPD die Mitmachfunktion endgültig gestrichen hat und sie nur noch für Alibi-Ausnahmen wiederbelebt. Soviel zur immer wieder, besonders von der SPD, beschworenen Büger- und Mitgliederbeteiligung
Mit freundlichen Grüßen Klaas Ockenga