„Dein Jahr für Deutschland“

Ein Plädoyer für einen neuen bundesweiten Freiwilligendienst

Parallel zu den Vorschlägen des Bundesverteidigungsministers zur Zukunft der Bundeswehr und des Wehrdienstes hat Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder sich im Falle einer Aussetzung der Wehrpflicht für einen freiwilligen Zivildienst ausgesprochen. An dieser Idee gab es gleich viel Kritik von SPD und Grünen, aber auch von der FDP und denjenigen, die sich bis dato in den Freiwilligendiensten – im Freiwilligen Sozialen Jahr und im Freiwilligen Ökologischen Jahr – engagieren. Ministerin Schröder hatte vorgeschlagen, die Freiwilligen künftig deutlich besser zu bezahlen. Nun droht die Gefahr, dass ein neuer freiwilliger Zivildienst die bereits existierenden Freiwilligendienste verdrängt. Wer den Vorschlag Schröders weiterdenkt, der kann nur zu einem Ergebnis kommen: Ein Ende des klassischen Zivildienstes bietet die Chance zur Etablierung eines neuen bundesweiten Freiwilligendienstes, in dem die besten Punkte aus Zivildienst und den Freiwilligendiensten in dem neuen Dienst aufgehen.

Die Debatte um das künftige gesellschaftliche und soziale Engagement junger Menschen darf an dieser Stelle nicht der Verteidigung von Strukturen und Besitzstandwahrung scheitern. Den Eindruck kann man nämlich gewinnen, wenn man die ersten Wortmeldungen nach dem Vorschlag der Ministerin, der bewusst als Diskussionsgrundlage verstanden werden sollte, hört. Das eigentliche Ziel, das bürgerschaftliche Engagement  zu stärken und die Bereitschaft junger Männer und Frauen zu dienen, darf nicht aus den Augen verloren werden. Wir haben hier die Gelegenheit, einen wichtigen gesellschaftspolitischen Beitrag für das auch im Koalitionsvertrag formulierte Ziel, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, zu leisten.

Um einen bundesweiten Freiwilligendienst etablieren zu können, der ähnlich wie im FSJ und dem bisherigen Zivildienst den Trägern ein größtmögliches Maß an Eigenverantwortung zumisst, bedarf es einer klaren Neuregelung der Zuständigkeit. War bisher der Bund für den Zivildienst zuständig und hatte im Bereich der Freiwilligendienste nur eingeschränkt Kompetenzen, so ist hier eine Neuregelung notwendig und anzustreben. Wenn der Bund künftig für die Freiwilligendienste deutlich mehr Mittel zur Verfügung stellt, dann muss er auch eine klare Zuständigkeit haben. Dies bedeutet nicht, dass die Länder ihr bisheriges Engagement reduzieren sollten – im Gegenteil. Junge Menschen für einen freiwilligen Dienst für unser Land zu begeistern, wird künftig eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein.

Uneingeschränkt unterstützen sollte man die Idee von Kristina Schröder, den Freiwilligen künftig eine höhere Pauschale zukommen zu lassen. Ein Betrag von circa 500,00 Euro ist ein erstrebenswertes Ziel, dass dann im Rahmen eines neuen Freiwilligendienstes auch das Prinzip des Freiwilligen Sozialen Jahres entsprechend aufwerten würde. Wichtig ist dabei auch, künftig alle Freiwillige unabhängig ihres Einsatzbereiches zu entlohnen. Die teilweise großen Unterschiede sind nicht gerecht.

Auch das Ziel, die Einsatzmöglichkeiten der Freiwilligen zu erweitern, ist zu unterstützen. Dies trägt den unterschiedlichen Interessen und Fähigkeiten der jungen Menschen Rechnung, die dann nicht nur im sozialen Bereich, sondern im Umweltschutz, in der Kultur, dem Sport oder auch der Politik einen Freiwilligendienst leisten können. Einhergehen müsste dies dann mit dem Prinzip, den Freiwilligendienst als einen Lerndienst weiter zu entwickeln, der den Mehrwert für die jungen Menschen selbst über den gesellschaftlichen Nutzen hinaus erkennbar macht.

Wenn man dann noch überlegt, die Freiwilligen aus den unterschiedlichen Bereichen unter Hinzuziehung der Freiwilligen der Bundeswehr im Rahmen der vorgesehenen Bildungsseminare zusammenzubringen, dann kann das Bewusstsein dieser jungen Generation für die gemeinsame Verantwortung für unser Land wachsen.

Man sollte sich nichts vormachen. Nicht jeder junge Mensch wird für sich auf Anhieb die persönlichen Chancen eines solchen Dienstes erkennen. Die notwendige Anerkennungskultur muss sich erst noch entwickeln und zweifellos von der Politik entsprechend gefördert werden. Die notwendigen Strukturen zu schaffen ist daher das eine. Wichtig wäre dann als notwendiger zweiter Schritt eine breit angelegte öffentliche Kampagne. Begleitet werden sollte dies daher mit einer bundesweiten Kampagne, die jungen Menschen Sinn und Zweck eines freiwilligen ehrenamtlichen Engagements näherbringt. Eins ist klar: Unsere Gesellschaft braucht künftig mehr denn je die Bereitschaft jedes Einzelnen für unser Land Verantwortung zu übernehmen. Auch deshalb ist es nicht altmodisch, jungen Menschen zu sagen, dass „Dein Jahr für Deutschland“ eine lohnende Investition in die Zukunft ist. In die eigene Zukunft und in die Zukunft unserer Gesellschaft. Darum brauchen wir einen neuen bundesweiten Freiwilligendienst.

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