Ei, Ei, Ei…Peerpoorten
Peer Steinbrück hat es nicht leicht. Derzeit hat er bei den Journalisten keinen guten Stand. Vielleicht kamen seine Wahlkampfstrategen deswegen auf die Idee, es mal mit direktem Bürgerkontakt zu probieren. Mit viel Brimborium wurde angekündigt, dass der SPD-Kanzlerkandidat nun Bürgerinnen und Bürger zu Hause im Wohnzimmer besuchen wolle, um dort ohne Presse und Trara zu diskutieren. Wer Peer Steinbrück gerne einmal auf der Couch sehen wollte, der konnte sich bei der SPD bewerben. Schließlich fand sich eine Familie. Nun stellte sich heraus, dass die Tochter des Ehepaars aktives SPD-Mitglied ist und sogar Mitarbeiterin des SPD-Bundestagsabgeordneten Hubertus Heil war. Für diese hatte die Familie bereits 2009 eine große Gartenparty organisiert. Nun kam also Peer Steinbrück vorbei, um mit „Bürgern“ ins Gespräch zu kommen. Damit ist die Aktion nun als PR-Gag entlarvt, entsprechend kommentiert und leider auch noch das Klischee transportiert, dass Politiker gar kein Interesse an einem echten Dialog mit Bürgerinnen und Bürger haben. Das ärgert mich, denn ich treffe in meiner Arbeit als Abgeordneter ständig Bürgerinnen und Bürger in meinem Wahlkreis – manchmal sogar in privater Umgebung zu Hause – ohne große Anzeigen und Kampagnen. Die Gespräche sind nicht immer einfach, aber sie sind ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit als Abgeordneter eines Wahlkreises. Steinbrück hat mit seiner „Aktion“ also nicht nur sich selbst geschadet, sondern leider der Politik insgesamt. Die Ankündigung Steinbrücks, wenn man ihm einen Eierlikör anbietet, würde er glatt einen mittrinken, hat dazu geführt, dass die brave Genossin gleich eine Flasche gekauft und das auch der Presse (die natürlich doch dabei war) stolz erzählt hatte. Eierlikör hat einen Alkoholgehalt von 14 bis 20 Prozent. Glaubt man den Umfragen, dann nähert sich Peer Steinbrück in der Zustimmung zu seiner Person diesem Wert an. Ich bin ganz froh, dass meine Kanzlerin solche Aktionen nicht nötig hat, um das Vertrauen der Menschen zu verdienen. Darauf einen Eierlikör.
Bei den Prozenzahlen der Kanzlerin wäre auch eine Flasche zu viel um danach noch zu diskutieren…..
Viel wesentlicher finde ich aber, dass hier in der Tat der „normale“ Bürger sich irgendwie vera…..t fühlt. Ich denke, dass bei vernünftiger Kommunikation („Wir gehen zu SPD-Wählern, die ihre Freunde einladen“) das sogar verstanden worden wäre. Aber so hat man als normaler, an Politik interessierter Mensch den Eindruck, dass ich selbst keine Chance hätte mit solchen Politikern zu reden, bzw. von denen wahrgenommen zu werden. Wie auch? Wenn die Politiker mit den Gehältern von Sparkassendirektoren verglichen werden, so frage ich mich eher, ob der Sparkassendirektor zu viel verdient und nicht die Kanzlerin zu wenig. Aber ab einem gewissen Gehaltslevel ist das wohl nicht diskutabel.