Was ist typisch Deutsch? – Buchvorstellung: Emitis Pohl: „Deutschsein für Anfänger. Integration ist meine Pflicht“
Vor kurzem habe ich das Buch „ Deutschsein für Anfänger –Integration ist meine Pflicht“ gelesen. Und ich bin beeindruckt, aus mehreren Gründen: Zum einen behandelt es ein Thema, was uns in der CDU besonders beschäftigt und zum anderen, weil die Autorin dort Ihre eigene, persönliche Sicht auf dieses hochaktuelle Thema bietet.
Die Autorin ist Emitis Pohl. Manche haben Frau Pohl vielleicht bereits im Februar 2016 in der Talkshow „Hart aber Fair“ gesehen, wo sie mit Samy Charchira, Wolfgang Bosbach, Rüdiger Thust, Ingo Lindemann und Frank Plasberg diskutierte. Es ging dabei auch um die Ereignisse der Kölner Silvesternacht. Dies ist auch der Ausgangspunkt ihres Buchs.
Darin werden die Ereignisse des vergangenen Jahres und die Asyl-und Flüchtlingspolitik thematisiert. Es wird aber getragen durch die biographische Erzählung. Emitis Pohl ist im Iran aufgewachsen, floh mit 13 Jahren nach Deutschland und ist heute Mutter, Autorin, Unternehmerin und Kommunikationsexpertin. Ein wirklich beachtlicher Lebenslauf, der neugierig macht. Gleiches gilt für die einleitenden Sätze:
„Ich möchte kein Buch über Religion schreiben; ich beteilige mich nicht an den Debatten über die Frage, welche Sure jetzt wie zu lesen ist, weil das eine zweitrangige Frage ist. Es geht mir um Menschen, um unsere Gesellschaft und wie wir alle friedlich zusammenleben können – und nicht um die Frage, wer an welchen Gott glaubt.“
Dieser Ansatz der Autorin verspricht einen spannenden Blickwinkel auf die Frage, die uns alle beschäftigt: Wie kann Integration gelingen? Wie Sie ihre ganz eigene Antwort auf diese Frage gefunden hat erzählt sie manchmal polarisierend, manchmal entwaffnend, aber immer authentisch.
Frau Pohls Ehrlichkeit, Optimismus und Ehrgeiz machen offensichtlich, dass Integration und das „Ankommen“ in einem neuen Land nichts mit Selbstverleugnung oder gar Zwang zu tun hat. Aus ihrer Biografie tritt klar hervor, dass es zwar harte Arbeit ist, noch einmal mit allem komplett neu anzufangen: Sprache, Schule, Freundeskreis, in einem völlig fremden Land. Wenn aber die nötige Unterstützung auf die Bereitschaft trifft, diesen Weg zu gehen, ist das Potential immens. Und davon können alle in Deutschland profitieren.
Die Politik kann dafür die gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen, so wie wir es getan haben. Worauf es aber genauso ankommt sind die persönlichen Bindungen. Besonders eindrücklich schildert Frau Pohl zum Beispiel das Engagement von einem Ihrer Lehrer, der sich besonders um sie und ihre Fortschritte kümmerte und damit anspornte.
Eines ist klar: Keine zwei Geschichten gleichen sich. Dennoch hat mir dieses Buch auch Mut gemacht – vor allem das Resümee:
Was entscheidend ist, es gibt diese Sehnsucht nach den eigenen Wurzeln, die in uns allen steckt. Und Integration heißt nicht, diese Wurzel zu verleugnen, abzulegen oder zu ersetzen, sondern einfach, dieses Pflänzchen in neue Erde zu stecken. “
Das Buch ist mit wenig Fachwissen und viel Bauchgefühl geschrieben. Kann man machen, ist aber kein guter (politischer) Ratgeber! Da landet man nämlich ganz schnell bei der AfD, wenn man nicht aufpasst.
Die Autorin bändelt zudem scheinbar gerne mit der sehr kritisch zu bewertenden und bisweilen rechtsradikalen Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT an, wie man ihrem Facebook-Profil entnehmen kann. Oder wer postet heutzutage noch Artikel von denen?
Das lockt natürlich allerlei unangenehme, deutschtümelnde Kommentatoren an, die auch rechtsradikale Meinungen auf der Facebook-Autorenseite Facebook äußern dürfen. Falsch verstandene Toleranz?
Von mir daher leider keine Kaufempfehlung, auch wenn der Buchtitel sehr vielversprechend ist und auch ein Vorwort von Herrn Bosbach mich lockte.