Der Tod – Würde statt Ware
Die Frage der menschenwürdigen Begleitung in unserer letzten Lebensphase, gehört zu den größten Herausforderungen unserer Gesellschaft. Das Sterben beschäftigt nicht nur alte Menschen. Ein würdiger Abschied, Leid, Sterben und Tod betreffen alle Altersklassen. Es ist schwierig die Balance zwischen Lebensschutz und Selbstbestimmung zu finden.
Derzeit wird im Bundestag heftig über das Thema diskutiert. In der Debatte um die „organisierte Sterbehilfe“ steht für mich immer der Mensch im Vordergrund. Deshalb bin ich konsequent gegen eine gewerbliche oder ehrenamtlich organisierte Sterbehilfe. Für mich ist ein solch unmoralisches Verhalten, bei dem Betroffene und deren Familie zu Handlungen gedrängt werden, unbegreiflich. Genau deshalb bin ich fest entschlossen, den fraktionsübergreifenden Antrag der Bundestagsabgeordneten Michael Brand, Kerstin Griese, Kathrin Vogler, Harald Terpe zur „Strafbarkeit der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung“ zu unterstützen.
Der Antrag zeigt eine gute Lösung, um organisiertem Druck auf Sterbende und ihre Angehörigen entschieden entgegenzuwirken und so ein Sterben in Würde zu ermöglichen. Natürlich muss auf die Ängste der Menschen vor möglichen langen und schmerzhaften Sterbeprozessen eingegangen werden. Es gilt hier auch, die Angehörigen der Betroffenen auf bestmögliche Art und Weise in die Versorgung einzubeziehen und ihnen Gehör zu schenken, ihre Ängste und Bedürfnisse wahr- und ernst zu nehmen. Im Kern geht es darum, sowohl die geschäftsmäßige als auch die gewerbliche Sterbehilfe zu verbieten. Unberührt davon bleibt die Beihilfe zum Suizid, die in vielen Fällen gelebt wird, wenn Menschen unvorstellbar leiden. Dieser Ausweg, den der Gesetzgeber aus gutem Grund nicht strafbewehrt stellt, bleibt offen.
Damit ist der Gesetzesentwurf aus meiner Sicht derjenige, der am besten differenziert. Er schützt das Leben als höchstes Gut und bewahrt Freiräume für individuelle Schicksale, die sich einer Regelung durch den Gesetzgeber entziehen. Es gibt dramatische Momente und Schicksale, da schweigt das Recht. Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass den Betroffenen sowie den Angehörigen mit Respekt und Achtung entgegengetreten wird. Dies gelingt mit dem von mir unterstützten Gesetz aus meiner Sicht am besten.
Um ihnen zu helfen muss der Palliativbereich konsequent ausgenbaut und der Tod darf keinesfalls zur kommerziellen Ware werden. Wir beobachten in den Niederlanden, die die Sterbehilfe entsprechend liberalisiert haben, einen Trend. Immer öfter müssen sich alte und sterbenskranke Menschen sowie ihre Angehörigen dafür rechtfertigen, dass sie am Leben hängen. Warum sie nicht einfach „Schluss machen“ würden. Genau deshalb empfinden wir es als befremdlich, dass in Deutschland zunehmend Vereine und Einzelpersonen assistierten Suizid anbieten. Die Antwort darauf kann nicht sein, die Hürden für einen Selbstmord zu senken, sondern sich zu fragen, ob die Selbsttötung wirklich der letzte Ausweg ist. Viele Experten machen für Selbstmorde oft auch Depressionen verantwortlich, die behandelbar sind. Darüber hinaus ist die Verbesserung in der Palliativmedizin ein ganz zentraler Baustein.
Im Gegensatz zur klassischen heilenden Medizin steht bei der Palliativmedizin nicht die Verlängerung des Lebens im Fokus. Vielmehr ein selbstbestimmtes, würdevolles Leben bis zuletzt zu ermöglichen. Dabei stehen die Linderung von Schmerzen und die psychosoziale Betretung im Vordergrund. Besonders die wohnliche und persönlich abgestimmte Atmosphäre in den Hospizen wird von den Betroffenen und Angehörigen als sehr unterstützend empfunden. Auch eine Realisierung des Wunsches seinen letzten Lebensabschnitt zu Hause im Kreise der Familie verleben zu dürfen, ist aufgrund ambulanter Palliativversorgungs- und Palliativ-Care-Teams möglich.
Die unionsgeführte Bundesregierung liegt nicht nur eine quantitative Steigerung des Angebots sondern auch eine qualitative Verbesserung der Versorgung am Herzen.
Mein christliches Verständnis ist es, dass jedem ein Sterben in Würde ermöglicht werden muss. Der Tod wird zunehmend aus der Mitte der Gesellschaft verdrängt. Kaum bleibt mehr Zeit für Trauer und Abschied. Und wir sollten den klugen Satz beherzigen, dass niemand durch die Hand, sondern an der Hand eines Menschen sterben soll. Wir alle wünschen uns, am Ende nicht alleine zu sein, ohne Schmerzen zu sterben – für Christen verbunden mit der Hoffnung auf das ewige Leben. Im 90. Psalm heißt es: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Eine kluge Entscheidung in dieser elementaren Frage wünsche ich allen Abgeordneten des Deutschen Bundestages.