Schafft sich Deutschland ab?
„Deutschland schafft sich ab.“ Das Buch des Sozialdemokraten Thilo Sarrazin hat eingeschlagen wie eine Bombe. Ganz Deutschland diskutiert nun vor seiner Abschaffung darüber. Fataler Weise haben nur die Wenigsten, die sich an dieser Debatte beteiligen, überhaupt gelesen, was Sarrazin schreibt. Und entsprechend groß ist die Empörung über einzelne Formulierungen oder Thesen. Gerade die politische Linke war sofort entrüstet. Klar: je größer die Entrüstung, desto weniger muss man in der Sache darüber sprechen, dass viele Dinge, die uns über Jahrzehnte als „Multi-Kulti“ verkauft wurden, schlichtweg gescheitert sind. Auch darüber schreibt das Vorstandsmitglied der Bundesbank. Ärgerlich am Buch von Thilo Sarrazin sind aber aus meiner Sicht vor allem zwei Dinge: Erstens ist es negativ. Er beschreibt Fehlentwicklungen ohne wirkliche Lösungswege aufzuzeigen. Der reißerische und zugleich pessimistische Titel mag zwar für die Verkaufszahlen gut sein, aber eine Perspektive für unsere Nation bietet er gleichwohl nicht. Außerdem muss sich Sarrazin ja die Frage gefallen lassen, warum er die Dinge, die er nun so wortreich beklagt, in seiner aktiven Zeit als Politiker nicht geändert hat! Was hat der Politiker Thilo Sarrazin denn dazu beigetragen, dass Migranten Deutschland als neue Heimat annehmen und sich zu ihr bekennen? Was hat Thilo Sarrazin als Politiker dazu beigetragen, dass die Menschen mehr Verantwortung für sich selbst und füreinander übernehmen anstatt nach dem Staat und der Fürsorge zu rufen, sich anstrengen und Bildung für sich individuell als Chance erkennen? Außer markiger Sprüche kam auch damals nicht allzu viel von ihm.
Deutschland steht vor einem Berg von Problemen. Aber wenn wir nicht daran glauben, diese gemeinsam zu bewältigen, dann werden wir es nicht schaffen. Entscheidend ist das Wort „gemeinsam“. Und entscheidend ist, dass die Starken die Schwachen mitnehmen, aber auch, dass man den Starken die Möglichkeiten gibt, ihre Stärken überhaupt zu entfalten. Was ist uns denn gemeinsam? Nun vor allem unsere Sprache. Darum haben inzwischen alle eingesehen, dass ohne die gemeinsame Sprache Deutsch ein Zusammenleben in unserem Land nicht organisiert werden kann. Hinzu kommen aber auch unsere Kultur und unsere Geschichte. Darum ist es wichtig, dass wir Deutschen wissen wo wir herkommen, aber auch, dass wir denjenigen, die Deutsche werden, erklären, warum unser Land so ist wie es ist.
Noch wichtiger ist aber die Frage: Wo wollen wir hin? Haben wir das Bewusstsein, dass wir auch als Nation aufgerufen sind, unseren Platz in Europa zu suchen und zu behaupten? Uns zu fragen, welchen Beitrag leisten wir als Deutsche für eine friedliche Welt? Welche ureigensten Interesse haben wir und wie können wir diese auch durchsetzen? Uns sollte klar werden, dass wir als Deutsche – egal ob die Großeltern aus dem tiefsten Vogelsberg oder Anatolien kommen – mehr sind als nur die Summe von Einzelinteressen. Andere Nationen feiern ihren Nationalfeiertag, um diese Zusammengehörigkeit zu artikulieren.
Es wäre ein gutes Zeichen, wenn wir im 20. Jahr der Deutschen Einheit unseren Nationalfeiertag fröhlich und zuversichtlich begehen. Nur die Ansprache des Bundespräsidenten ist deswegen ein bisschen wenig. Jeder kann an seinem Platz einen Beitrag dazu leisten, dass wir uns bewusst werden, dass wir zusammenhalten müssen, wenn wir Probleme im Großen wie im Kleinen lösen wollen. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl findet Ausdruck in den drei wunderbaren Farben schwarz-rot-gold. Seit jeher stehen diese Farben für Einigkeit und Recht und Freiheit. Vielleicht holt der eine oder andere die Fahne, die seit der WM wieder im Schrank liegt, am 3. Oktober heraus. Vielleicht organisieren Städte und Gemeinden, Parteien oder Vereine Veranstaltungen, so wie es der Main-Kinzig-Kreis tut. Vielleicht erinnern die Geistlichen im Gottesdienst daran, welches Geschenk unserem Volk da vor 20 Jahren zu Teil wurde. Also: Freuen wir uns am 3. Oktober, dass wir als Deutsche wieder vereint in einem freien Europa ohne Grenzen leben. Dass wir dank unseres Fleißes und unserer Arbeit zu den wohlhabendsten Nationen der Welt gehören und inzwischen andere Länder mit uns Jubeln wenn jemand für Deutschland singt oder ein Tor schießt. Genau davon haben wahrscheinlich die Mütter und Väter des Grundgesetzes geträumt. Wir dürfen diesen Traum trotz aller Probleme leben und darum gibt es keinen Grund, dass sich Deutschland abschafft.
Sehr geehrter Herr Dr. Tauber,
ich habe bewusst nichts aus den Blogs gelesen, denn ich möchte einfach meine Anliegen unbeeinflusst los werden.
Ich frage Sie:
Wann wird in Deurschland wieder Politik gemacht für das Volk von dem Volk?
Wann werden Belange jedes Bürgers wieder wichtiger, als schön in der Politischen Welt da zu stehen.
Wann werden wir wieder Politiker der Poltik und des Volkes willen haben, und nicht um ein Politikprofi zu sein. Soll heißen, wann haben nicht Akademiker eine Chance, Ihr Volk in Basisfragen zu vertreten…
Wann kann ein Bürger der Mittelschicht auf Unterstützung bei einem Zahnersatz hoffen, denn wieviel Zähne könnten repariert werden mit den Kosten die Stuttgart 21 verschlingt, jetzt noch mehr…???
WANN MACHEN DIE POLITIKER WIEDER POLITIK UND KEINE EGO-PHRASEN
WANN Herr Dr. Tauber…
P.S. Sind Sie nicht auch der Meinung,n Bundestag für unser Land wäre mit 350-400 Abgeordneten groß genug???????
Verehrter Herr Dr. Tauber,
man kann fast alles unterstreichen, was hier vorgetragen ist. Intellektuell . Aber: Die Bürger erleben missglückte Integration völlig anders – und nicht selten – hautnah ! Und: Auf facebook habe ich schon angemerkt, dass der Vorwurf an Sarrazin, selbst NICHT gehandelt, sondern nur geredet habe, das am meisten verwendete TOTSCHLAGARGUMENT gegen lästige Kritiker ist. Und das ist nicht integer !
Mein massiver Vorwurf: Kanzlerin und Bundespräsident haben sich im Fall Sarrazin VÖLLIG DANEBEN verhalten – und das wird der Wähler bestrafen ! Schade, sehr schade sogar !
Freundlichst, Ernst A. Harlos