Christliche Werte sind stärker als rechter Hass
Die Kirchen haben klar gesagt: Wer Christ ist, der kann nicht AfD wählen, denn diese Partei und ihre Repräsentanten treten christliche Werte in ihren Worten und Handeln mit Füßen. Ich bin als Christ dankbar für diese klare Position, die mir Orientierung gibt und die auch hilft, deutlich zu machen, warum Christdemokraten und Rechtspopulisten nichts miteinander verbindet.
Im Jahr der Reformation und mit Blick auf Martin Luther tut man gut daran, mit der Sprache zu beginnen. Der große Reformator hat die deutsche Sprache wie kaum ein zweiter geprägt und damit auch unser Denken – bis heute.
Deswegen sollte man hinhören, wenn AfD-Politiker reden. Da fallen Wörter wie „Parasiten“, „Lumpenproletariat der afro-arabischen Welt.“ , „geistig-moralisch kastrierte Schreiberlinge“. Damit sind Menschen gemeint. Hier geht es nicht um eine falsch verstandene politische Korrektheit. Hier geht es um Hass und Hetze.
Da muss man sich nicht wundern, dass man Zuschriften von Bürgern bekommt, in denen beispielsweise folgende Beleidigungen fallen: „Volksverräter“, „Schmarotzer“, „Speichellecker“, „Strick nehmen“ oder „Adolf hätte eure Eltern ausradieren sollen“.
Fakt ist, die Tonart ist rauer geworden und diese Entwicklung geht einher mit dem Auftreten der AfD, insbesondere seitdem die Gruppe um Bernd Lucke aus der Partei gedrängt wurde. Und das gilt auch ohne Fake News und Social Bots.
Gerade Björn Höcke tut sich besonders hervor, wenn es um dumpfe Parolen geht. Er überschreitet dabei jede Grenze und suhlt sich an den Reaktionen. Ich erinnere an die kürzlich gehaltene Rede in Dresden, in der er das das Holocaust-Mahnmal als „Denkmal der Schande“ bezeichnet, die Entnazifizierung nach dem Ende des zweiten Weltkrieges als „Rodung der deutschen Wurzeln“ und die Bundeswehr als „durchgegenderte multikulturalisierte Eingreiftruppe im Dienste der USA“. Er provoziert und die Menge brüllt „Volksverräter, Volksverräter, Volksverräter“. Sie meint die Politiker, sie meint die Demokraten, sie meint die Wirtschaftseliten, sie meint Gewerkschaften, sie meint auch die Kirchen.
Es ist gut, wenn sowohl katholische als auch evangelische Kirche sich klar von der AfD absetzen und deutlich machen, dass Christen in der AfD nicht Mitglied sein sollten. Und die AfD mit christlichen Wertvorstellungen unvereinbar sei. Wer, wenn nicht wir als „C“DU müssen hier fester Bündnispartner für die Kirchen sein. Die Kirche tut dies nicht nur, weil sie aus ihrer eigenen Geschichte gelernt hat. Sie tut dies auch, weil man klar erkennen muss, dass in der AfD bis auf ein paar Feigenblätter nicht nur islamfeindliche, sondern religionsfeindliche Vorurteile weit verbreitet sind. Man bezieht sich nur auf das Christentum, wenn es dem eigenen rechtsextremen Weltbild dient. Mit christlichen Werten wie Nächstenliebe und Barmherzigkeit hat die AfD nichts am Hut.
Das Weltbild der AfD steht im klaren Widerspruch zu dem der CDU. Unsere Partei lässt sich leiten vom christlichen Menschenbild, unsere Grundwerte sind Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit. Im Mittelpunkt steht dabei die Menschenwürde. Für uns ist jeder Mensch unabhängig seiner Fähigkeiten, seines Glaubens, seines Alters, seines Geschlechts, seiner sexuellen Orientierung oder einer möglichen Behinderung gleich viel wert.
Mir ist noch ein Punkt wichtig: Christen sprechen nicht die niedersten Instinkte und Affekte an, indem sie schimpfen, pöbeln und Hass verbreiten. Genau das tun die AfD und ihre Protagonisten. Wer Christ ist, der appelliert an das Gute in jedem Menschen, der stärkt Glaube, Liebe, Hoffnung und redet nicht so, dass Hass, Neid und Wut die Oberhand gewinnen.
Die AfD tut genau das Gegenteil. Und das nicht ohne Kalkül: Infratest Dimap hat nach dem Sicherheitsgefühl der Deutschen gefragt: Während Dreiviertel der Wähler aller Parteien sich sicher fühlen, sind es bei den AfD-Wählern nur ein Drittel – Zweidrittel fühlen sich also unsicher. Die Angst dieser Wähler muss also bedient und weiter geschürt werden.
Unterscheiden muss man dabei eben Wählerinnen und Wähler und Funktionäre der Partei. Wer Vertrauen in die diese Republik tragenden demokratischen Parteien zurückgewinnen will, der darf Wähler nicht beschimpfen, wie manche das tun. Frei nach Luther müssen Politiker dem Volk aufs Maul schauen, aber sie dürfen manchen, die da am rechten Rand fischen, nicht nach dem Munde reden. Haltung ist gefragt.
Mit der Partei muss man viel härter ins Gericht gehen als wir das in der Vergangenheit getan haben. Männer wie Höcke, die ihr rechtsextremes Weltbild herausposaunen, müssen nicht einmal einen Ordnungsruf fürchten. Die Partei duldet ihn nicht in ihren Reihen, er und seinesgleichen stehen für diese Partei. Die AfD ist mehr oder weniger offen rassistisch, sexistisch, und schwulenfeindlich. Sie grenzt aus, sie bekämpft vor allem Minderheiten. Letztendlich geht es darum, dass die neue Rechte definieren will, wer „deutsch“ sein soll. Nur die, die in Deutschland geboren wurden und deutsche Eltern haben. Die keiner Minderheit angehören oder sich mit diesen Minderheiten solidarisieren – egal, ob vom Rednerpult oder von der Kanzel – werden ausgegrenzt und zu „Volksverrätern“ erklärt.
Mit dem Satz „Das muss man doch wohl sagen dürfen“ werden derzeit ganz bewusst Grenzen verschoben. Man darf zwar alles sagen, aber man muss mit Widerspruch leben. Gerade wenn man rechtsextremes Gedankengut verbreitet. AfD-Politiker sind Dauergast in Talk-Shows. Dennoch beschweren sie sich, ihre Meinung nicht offen sagen zu dürfen. Das sagt die Partei, die Journalisten den Zugang zu ihren Parteitagen verwehrt. Ein Witz.
Die AfD spaltet unser Land. Das sehen auch die Bürger so. 82 Prozent sind der Meinung, rechtsextremes Gedankengut sei in der AfD sehr weit oder weit verbreitet. Nur 12 Prozent sehen das nicht so. Die AfD bekämpft unsere Republik. Sie bekämpft alles, was wir – und damit meine ich die Menschen – seit 1945 aufgebaut haben. Nicht nur die Rede von Höcke zeigt das. Sie bekämpft das moderne Deutschland, das für Europa, Wohlstand, Demokratie, Gerechtigkeit, Freiheit und Toleranz steht.
Wir müssen für unser Land einstehen, jeder an seinem Platz. Wir dürfen nicht zulassen, dass der Spaltpilz AfD weiter in unsere Gesellschaft eindringt. Das ist unsere Pflicht als Christen und Demokraten. Deshalb freue ich mich, die Evangelische Kirche an unsere Seite zu wissen, genauso wie unsere katholischen Schwestern und Brüder.
Im Streit gilt es sich an den Satz „Ein feste Burg ist unser Gott“ von Martin Luther zu erinnern. Wir werden mehr streiten, denn Christen müssen dem Populismus von rechts entgegentreten. Wer wissen will, wofür man als Christ streitet, dem sei ein anderes Zitat des Reformators anempfohlen: „Ein Christ ist ein solcher Mensch, der gar keinen Hass noch Feindschaft wider jemand weiß, keinen Zorn noch Rache in seinem Herzen hat, sondern eitel Liebe, Sanftmut und Wohltat.“
Dieser Text erschien als Namensbeitrag im Magazin „Evangelische Verantwortung“ des EAK von CDU und CSU (Heft 3&4 2017)