Gemeinsam mit Wolfram Weimer bei der Verleihung des Politikawards (Foto: Junghanns)

„Denken Sie einfach an Gelnhausen, dann wissen Sie Bescheid“

Bereits zum zwölften Mal hat das Magazin „politik & kommunikation“ den „Politikaward“ an herausragende Politiker, Agenturen und Kampagnen verliehen. Ich durfte die Auszeichnung als „Aufsteiger des Jahres“ in einer feierlichen Gala im Tipi am Kanzleramt entgegennehmen. Die Laudatio hielt mit dem Verleger und Publizisten Wolfram Weimer, ehemaliger Chefredakteur von „Cicero“ und „Focus“, ebenfalls ein gebürtiger Gelnhäuser. Dementsprechend drehte sich in den Ausführungen Weimers auch vieles um die gemeinsame Herkunft aus der Barbarossastadt.
Nachfolgend die Laudatio von Wolfram Weimer im Wortlaut.

Gemeinsam mit Wolfram Weimer bei der Verleihung des Politikawards (Foto: Junghanns)
Gemeinsam mit Wolfram Weimer bei der Verleihung des Politikawards (Foto: Junghanns)

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Kollegen, (lieber Herr Tauber).

Es gibt um den diesjährigen Preisträger in der Kategorie „Aufsteiger des Jahres“ einige Rätsel, ja Mysterien:
Zum Beispiel, wie es sein kann, dass jemand aus der Hessen-Dregger-Kanter-Koch-CDU so liberal sein kann?
Oder wieso ein leiser Hinterbänkler plötzlich Generalsekretär geworden ist?
Oder warum er in Talkshow wie ein knuffiger, brummender Erklärbar auftritt, wo doch seine SPD-Kontrahentin Fahimi wie die strenge Oberschwester-Supernanny los schnappt?
Darf ein Generalsekretär überhaupt so podolskihaft nett sein?
Und wieso sieht er so entschieden aus wie Bruce Willies mit Hornbrille, redet aber so smart-weich ist wie Giovanni di Lorenzo – nur ohne Haare?

Rätsel über Rätsel. Aber ich bin heute da, um diese Rätsel zu lösen. Ich kann es Ihnen erklären, ja – im Grunde – ein gewaltiges Geheimnis verraten. Es gibt einen Geheimcode zu Peter Tauber und der besteht aus 10 Buchstaben: Er lautet: Gelnhausen

Nun werden manche sagen, Gelnhausen, nie gehört, aber das können nur die ganz Banausigen unter Ihnen tun, also gewissermassen die Journalisten unter den Geografen.

Denn Gelnhausen ist – wie jede halbwegs weit gereiste Globalist weiß – natürlich die schönste Stadt der Welt. Gelnhausen liegt – jetzt für die zwei Banausen in der hintersten Reihe – zwischen Frankfurt und Fulda, 22.000 Einwohner, mittelalterlich-fachwerkhausig-romantisch. und ist nicht nur die allerschönste unter den Städten, sondern auch die Stadt deren sublime Magie größte historische Figuren hervorbringt, und zwar solche die immer ein wenig anders sind als man denkt.

Just aus diesem Gelnhausen kommt Peter Tauber. Wer das größte Rätsel Berlins, das Psychogramm dieses Aufsteigers dechiffrieren will, der muss Gelnhausen studieren. Denken Sie nur an die Odo Marquardts Philosophendekret: Keine Zukunft ohne Herkunft.

Aus Peter Taubers Gelnhausen kommt sein großes politisches Vorbild, die Potenzierung von Angela Merkel, Helmut Kohl und Konrad Adenauer – wir reden über Barbarossa, der wohl bekannteste Großkoalitionär der deutschen Geschichte, Wahl-Gelnhäuser und von ihm hat Tauber – wenn schon nicht die (rote) Haarpracht, so doch den Instinkt für Macht, die Lust auf hessische Lebensart (inklusive Worscht) und den Sinn für Timing: Barbarossa wurde mit 17 König, Tauber trat mit 17 in die CDU ein. Barbarossa musste in seinem Reich permanent die Machtzentren austarieren, insbesondere die mit den Bayern (hörthört!) und er setzte im höfischen Zeremoniell eben auf ritterliche Tugenden der Konzilianz. Es ist also das Genom des Gelnhäuser Barbarossas, die diesen Generalsekretär in seinem Umgang mit der Macht zutiefst prägt.

Die zweite wichtige Figur Gelnhausens ist der größte Dichter des Barocks, Grimmelshausen. Jeder kennt seinen Simplicissimus und Peter Tauber hat vom ihm zwei Geheimnisse der sozialen Intelligenz. Die eine ist, sich selber im Zweifel klein zu machen, der Held im Simplicissmismus nennt sich klugerweise Simpl, obwohl er keiner ist, das lässt ihn überleben im Getümmel der Macht. Der zweite Trick besteht im Einsatz von Humor und Selbstironie als rhetorisches Instrument. Dieser Generalsekretär nennt seinen Blog „schwarzer Peter“, veralbert sich auf Twitter wie einst eben Simplicissimus. Sein größter humoristischer Beitrag besteht übrigens in seiner latenten Sympathie für Kickers Offenbach (das muss ich als Erzrivale und Eintracht Frankfurt-Fan einfach mal sagen: Sehr lustig).

Der dritte wichtige Sohn Gelnhausens ist der Erfinder des Telefons, Philipp Reis. Sein erster Satz, der je – kein Witz – durch ein Telefon gesprochen wurde „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“ hätte von Tauber kommen können. Aber so bodenständig-gewitzt sind die hessischen Gelnhäuser eben. Doch das Kommunikative, das Kommunikation innoviert werden muss, dass Telefonier-Gen, das Philippreishafte wiederum ist auch für tauber typisch. Er ist der offizielle Digitalexperte der CDU, der große Twitterer, Poster, Blogger, Sozialmediaexperte der CDU – ich vermute auch ihr einziger. Der Mann kann alleine in einer Intensität kommunizieren, wie die ganze Hessen-CDU in fünfzig Jahren zusammen nicht. Der Geist der Gelnhäuser Philipp Reis’ steckt eben im Gelnhäuser Peter Tauber.

Mit diesen Gelnhäuser Genen ausgestattet ist der CDU-General jedenfalls kein bisschen generalig. Tauber ist anders. Er ist unprätentiös, kann mit Grünen ebenso wie mit Muslimen. Umgänglich und bodenständig kommt er daher, und wenn er sagt: „Mit gefällt an der CDU das U so gut, weil es das Einende betont“, dann verrät das sein Wesen. Tauber ist kein Spalter, er ist Versöhner.

Wenn Sie sich also über diesen Aufsteiger des Jahres in den kommenden Jahren wundern, wie er als zu Fleisch gewordene Klimamaschine die CDU durchlüften, digitalisieren und mit jungenhafter Offenheit die Partei entkrampfen will. Wenn man sich fragt, ob er dieser Merkel-Streichelzoo-Mitte-CDU wieder einen Willen verschaffen kann. Oder ob ihm vielleicht ein roter Bart wächst oder er im Adenauerhaus das Internet neu erfindet oder eine Comedyshow mit Simpeln – denken Sie einfach an Gelnhausen, dann wissen Sie Bescheid.

Ich gratuliere Peter Tauber also zu dieser Auszeichnung nicht ohne einen gewissen Stolz, denn – es ist hier der Ort es zuzugeben – auch ich komme aus Gelnhausen!

Wolfram Weimer

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