Mark Zuckerberg und ich in Berlin – wie es wirklich war
Foto: Tobias Koch/www.tobiaskoch.net
Als ich vor einigen Wochen die Gelegenheit hatte, den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg durch den Reichstag zu führen, löste dies einerseits auf Seiten der Boulevardjournalisten und andererseits auf Twitter und in sozialen Netzwerken großes Interesse aus. Mark Zuckerberg war nach meiner Kenntnis privat in Berlin und wollte mit seiner Frau einmal den Reichstag besuchen. Die vielen Journalisten von BILD und Co. hatten das offensichtlich verstanden und fragten daher gar nicht erst, worüber wir gesprochen haben, sondern versuchten mir das weitere Besuchsprogramm und das Hotel, in dem Zuckerberg nächtigte, zu entlocken. Als ob er mir das mal eben in Kopie rübergeschoben hätte.
Im Netz ging es sehr viel konkreter um die Frage, warum ich Zuckerberg eigentlich getroffen habe und worüber wir geredet haben. In der Tat sind das die beiden relevanten Fragen. Facebook kam auf mich zu und hat gefragt, ob ich in Berlin sei und eine Stunde Zeit hätte für einen Gast und bereit wäre, diesem einmal den Reichstag zu zeigen. Ich habe das bejaht. Wenig später wurde mir eröffnet, wer dieser „Gast“ sei. Warum ich gefragt worden bin, ob es eine Rolle spielte, dass ich das soziale Netzwerk für meine politische Arbeit nutze, kann ich nicht beurteilen und ich habe das auch nicht hinterfragt. Für mich stand die Chance im Vordergrund, diesen Mann einmal persönlich zu treffen.
Ich bin gefragt worden, mit welcher Agenda ich in das Gespräch gegangen bin. Es ist etwas naiv zu glauben, dass die Begegnung den Charakter eines Arbeitsgesprächs gehabt hätte. Aber natürlich habe ich neben „Sightseeing“ im Reichstag auch zur der Zeit aktuelle Punkte angesprochen und umgekehrt wollte Zuckerberg das eine oder andere wissen. Wir haben uns also in den knapp 75 Minuten, die wir unterwegs waren, unterhalten.
Persönlich war ich erstaunt, wie gut er nicht nur über die Debatte in Deutschland, sondern auch über unser politisches System informiert war. Das Verhältnis von Bundesrat und Bundestag, die Rolle der Datenschutzbeauftragten und auch die Frage, ob es u.a. historisch begründet ist, dass die Deutschen ein besonderes Verhältnis zum Datenschutz haben und den Amerikanern, denen die Erfahrungen von zwei Diktaturen fehlen, vielleicht deswegen ein gewisses Verständnis fehlt, waren Gegenstand der Unterhaltung. Auch über Facebook als Plattform für Unternehmen und Medien, gerade vor allem mit lokalem Bezug haben wir gesprochen.
Mir ging es darum, ihm zu vermitteln, dass die kritische Auseinandersetzung auf deutsche Seite nicht aus Unkenntnis resultiert. Ich wollte nicht, dass er nach Hause fährt und den Eindruck hat, dass in Deutschland „Internetausdrucker“ entscheiden. Diesen Vorwurf gegenüber der Politik hört man ja immer wieder auch aus der so genannten Netzgemeinde. Das jüngste Beispiel war die zutreffende Aussage der Bundeskanzlerin, dass viele Entwicklung rund um das Netz für viele Menschen in Deutschland #Neuland seien. Wie recht sie hat und wie unangebracht die Arroganz mancher Digital Natives in diesem Zusammenhang doch ist.
Gerade die, die sich durch eine zum Teil beeindruckende Arroganz auszeichnen und sich im netzpolitischen Berlin tummeln, können sich zumindest dahingehend eine Scheibe von Mark Zuckerberg abschneiden. Er war unkompliziert, direkt, offen und ist ganz einfach aufgetreten. Das hat mir durchaus gut gefallen. Ich hatte nicht erwartet, dass unser Gespräch konkrete politische Ergebnisse zeitigt. Darum gibt es auch nicht. Für mich war das eine spannende Begegnung, das kann ich sagen. Was daraus folgt, ob daraus etwas folgt, dass wird die Zukunft zeigen.
Nachtrag: Als dieser Text bereits geschrieben war (und der Besuch lange zurück lag) hat Edward Snowden veröffentlicht, auf welche Art und Weise der US-Geheimdienst NSA Daten sammelt. Facebook hatte damals in einer Stellungnahme verneint, dass der Geheimdienst pauschal auf die Datenbanken des Unternehmens zugreifen kann. Seitdem gab es keine Äußerungen mehr. Inwieweit das Vertrauen der Nutzer gelitten hat, ist zumindest mit Blick auf Deutschland offen. Sicherlich wäre es spannend gewesen, dieses Thema bei Zuckerberg anzusprechen. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass ich ihm wieder begegne, dann kommt das Thema auf die Liste. Versprochen.