3D-Bilder sind ja cool. Aber das mit den Brillen hat noch keinen besonderen Style-Faktor!

Qualifizierte Jobs und so genannte „Killerspiele“

Auch ich habe bei meinem Besuch bei Crytek am vergangenen Montag wieder viel gelernt. Noch interessanter war der Besuch aber vielleicht für die CDU-Kollegen aus dem Hessischen Landtag, die weder „Hitbuyer“ noch „Coregamer“ sind. Nachdem ein Teil des Besuchs der Klärung solcher Begriffe diente, wurde schnell deutlich, dass wir es bei Crytek nicht „nur“ mit einem Spielehersteller so genannter „Killerspiele“ zu tun hatten.

Crytek als innovatives Unternehmen mit mehr als 300 Mitarbeitern allein in Frankfurt (von denen mehr als die Hälfte aus der ganzen Welt stammen) gewährte uns einen Blick hinter die Kulissen. Was für die meisten Gesprächsteilnehmer wohl neu war: Mit der Cryengine stellt das Unternehmen eine Technologie zur Verfügung, die im Bereich von Simulationen eingesetzt wird und an mehr als 300 Universitäten weltweit im Einsatz ist. Nach der Vorstellung des Unternehmens war es nicht nur aufgrund der vielen Fachbegriffe schwierig, zu dem wohl im Vorfeld in den Köpfen dominierenden Themen Jugendschutz und Gewalt in Computerspielen vorzudringen.

Die Debatte war auch deswegen an diesem Punkt schnell beendet, weil Crytek sich zu den im internationalen Vergleich recht strengen deutschen Standards im Jugendschutz bekennt und betonte, dass die Spiele vor allem für eine volljährige Zielgruppe entwickelt und produziert werden. Vielleicht ist es für den einen oder anderen Politiker, die nicht der C64-Generation angehört, schwer nachvollziehbar, warum erwachsene Menschen nächtelang vor einen Computer sitzen sollten, um zu spielen. Zumindest erklärt das den einen oder anderen verwunderten Blick.

Nachdem sich die Debatte um das Thema Gewaltdarstellung in den Spielen drehte ohne diesen Punkt explizit anzusprechen und Crytek erneut betonte, dass in den Spielen keine exzessiven Gewaltdarstellungen zu finden sind und außerdem durch die gewählten Storys (in den Spielen werden keine Menschen, sondern Außerirdi-sche bekämpft) eine Abstraktionsebene geschaffen werde, habe ich dann doch zwei Dinge loswerden müssen, die aus meiner Sicht in der Debatte von Gamern nicht offen angesprochen werden und von der Politik (auch aus Unkenntnis der Spiele) ignoriert werden:

Spielen wie Crysis oder Red Dead Redemption (um ein anderes gutes Game zu nennen) liegt eine in der Regel mehr als komplexe Geschichte zugrunde. Der Erfolg im Spielverlauf hängt maßgeblich davon ab, dass man die Geschichte kennt und versteht und nicht in erster Linie davon, dass man die zur Verfügung stehenden Waffen beherrscht. Diese Spiele sind also mitnichten nur eine bloße Aneinanderreihung von Gewaltexzessen, wie es manche Politiker glauben machen wollen.

Reden wir doch nicht drum herum. Natürlich ist der Reiz des Spiels das Besiegen des Gegners und das bedeutet in der Regel ihn zu töten. Und ganz ehrlich: ich würde kein Computerspiel spielen wollen, wo ich meinen Gegner mit guten Worten, grünem Tee und einem Gesprächskreis zu einer friedvollen Koexistenz überrede. Notärzte, Lehrer und Polizisten spielen solche Spiele wie Crysis. Trotzdem hat keiner der ihnen anvertrauten Menschen Anlass zur Sorge, dass er nicht ernst genommen, professionell betreut und behandelt und fürsorglich begleitet wird. Also hören wir endlich auf, über Computerspiele zu schimpfen, sondern fragen uns lieber, warum einige wenige Jugendliche es nicht schaffen, Spiel und Realität zu trennen. Gönnen wir aber den Millionen von Gamern ihren Spaß!

6 Kommentare zu “Qualifizierte Jobs und so genannte „Killerspiele“

  1. Den Reiz einen Gegner zu besiegen gibt es nicht nur im Computerspiel.
    Dieser Reiz ist auch die Motivation für einen Boxer oder Fechter – zwei Sportarten bei denen es explizit darum geht Gewalt gegen Menschen auszuüben.

    Ich persönlich verstehe nicht, warum es jugendgefährdend sein soll in Counterstrike oder Crysis auf virtuelle Menschen zu schießen, während eine Sportart wie Boxen bei der es darum geht einen realen Menschen bewusstlos oder kampfunfähig zu prügeln ( dabei spritzt echtes, kein virtuelles Blut !) sogar als erzieherisch wertvoll für gewalttätige Jugendliche gilt.

    Auf alle Fälle bin ich froh, das es innerhalb der CDU auch andere Stimmen gibt als die üblichen Verdächtigen, die momentan die CDU für Gamer eigentlich unwählbar machen.
    Nicht wegen ihrer Meinung, sondern weil Menschen die solche Fehleinschätzungen von sich geben besser keine politischen Ämter ausüben sollten.

    Wer sind die üblichen Verdächtigen ?
    An erster Stelle ist zu nennen der bayrische Innenminister Joachim Herrmann.
    Er hat ein Killerspieleverbot damit begründet. das Killerspiele für den Spieler genauso gefährlich sind wie Kinderpornos für den Zuschauer.
    Damit hat er nicht nur die Gamer beleidigt, sondern auch die Vergewaltigung von Kindern verharmlost.

    Zudem hat dieser Mann den Kölner Aufruf gegen Computergewalt unterschrieben, in dem der Bundeszentrale für politische Bildung -korruption vorgeworfen wird und in dem der internationale Militäreinsatz in Afghanistan ( an dem sich auch die Bundeswehr mit UN- und Bundestagsmandat beteiligt ) als völkerrechtswidrig bezeichnet wird.
    Das zu den Erstunterzeichnern dieses Aufrufs auch stramme Kommunisten wie die Arbeiterfotografie und Esoterikerinnen wie Claudia von Werlhof sowie die Pazifisten vom DFG-VK ( die mit dem „feste Feiern, wie sie Fallen“ Plakat ) gehören stört ihn nicht.

    Andere CDU Politiker sind nicht viel besser, zum Teil werden die sogenannten Killerspiele in Zusammenhang mit antiamerikanischen Verschwörungstheorien gebracht.
    Und das von Politikern einer Partei, die einst die Westbindung der BRD durchgesetzt hat.

    Leider erfolgt durch andere Politiker der CDU keine Abgrenzung zu diesen Leuten.

    1. „Den Reiz einen Gegner zu besiegen gibt es nicht nur im Computerspiel.“

      Das gehört zum Leben des Menschen dazu 😉
      Guter Beitrag von Dir.

  2. Alle reden von Killerspielen aber anscheinend begreift keiner, dass man in so einem Spiel Täter und Opfer gleichzeitig ist. Getötet werden ist dass, was gerade den Neulingen eines Killerspiels am meisten passiert. Die Leute spielen also spiele in denen sie zuhauf getötet werden. Die logische Schlußfolgerung aus erlebten Killerspielen ist doch dann die, dass man im realen leben lieber nicht den bewaffneten Kampf sucht, denn das getötet werden ist einem ja in den Killerspielen antrainiert worden. Warum wird in der öffentlichen Debatte nicht so herum argumentiert? Warum reden immer alle von „Killerspiele machen unsere Kinder zu killern?“

    Ich für meinen teile spiele gerne mal Killerspiele. Ich habe vor Jahren meinen Zivildienst abgeleistet (Verweigerung am Dienst an der Waffe) und bin im realen Leben ein absoluter Waffenhasser. Für ein wenig Peng Peng sind Killerspiele ok, aber bitte nicht im realen Leben. Dass ist das was Killerspiele mir antrainiert haben!

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