Mit Eintritt drohen, nicht mit Austritt

Nun hat er seine Arbeit aufgenommen, der Runde Tisch gegen Kindesmissbrauch, an dem Experten aller relevanten gesellschaftlichen Organisationen zusammenkommen. Ein Thema, dass in der Öffentlichkeit bisher nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat, soll dort auch auf die Tagesordnung. Der Kindesmissbrauch in der DDR. In den 474 staatlichen Kinderheimen herrschte ein staatlich legitimiertes Regime der Willkür. Grund für Einlieferung waren beispielsweise die Republikflucht der Eltern oder Schulschwänzen. Es gab Dunkelzellen, als Strafe mussten Kinder Putzen bis zur Erschöpfung. Es gab Arrest und Demütigungen – staatlich angeordnet, um die Individualität der Jugendlichen zu brechen. Diese Opfer hatten nicht einmal theoretisch die Chance, zur Polizei zu gehen, auf ein rechtsstaatliches Gerichtsfahren gegen die Peiniger zu hoffen, einen Journalisten zu finden, der den Fall aufdeckt und bekannt macht. Umso wichtiger ist es, auch ihnen die Chance zu geben, über ihr Leiden zu sprechen.
Der Präsident Boliviens Evo Morales hat die Bürger seines Landes vor dem Verzehr von Hühnerfleisch gewarnt, da dies zu „sexuellen Abweichungen“ bei Männern führe. Junge Mädchen würden vorzeitig Brüste wachsen und in Europa sei der Verzehr von Huhn verantwortlich für die „verbreitete Kahlköpfigkeit“. Nun gibt es Streit in Südamerika. Die argentinische Präsidentin wird nämlich mit der Aussage zitiert, dass sie den Genuss von Hühnchenfleisch unbedingt empfehle: „Vielleicht läßt uns Hühnerfleisch sogar fliegen“, sagte sie. Vor dem Hintergrund solcher Sätze lernt man doch die Aussagen zahlreicher deutscher Politiker ganz anders zu schätzen oder? Und ich weiß, was sie jetzt denken: Nein. Ich habe mit Blick auf die „verbreitete Kahlköpfigkeit“ nicht nur Brathähnchen in meiner Kindheit und Jugend gegessen. Ich war mehr für Fischstäbchen zu haben. Ein besonders guter Schwimmer bin ich trotzdem nicht geworden. Schade.
Angeblich denken 25 Prozent aller Katholiken aufgrund der aktuellen Skandale bzw. der Verfehlungen des Augsburger Bischofs Mixa über einen Kirchenaustritt nach. Christ ist man nicht für sich alleine. Die Gemeinde ist wesentlicher Bestandteil des christlichen Glaubens. Wer aus der Kirche austritt, der verlässt eben diese Gemeinde. Darf das Fehlverhalten von Repräsentanten und Institutionen dazu führen, dass man trotz gemeinsamer Überzeugungen eine Gemeinschaft verlässt? Wenn dem so wäre, dann hätte ich schon unzählige Male aus meiner Partei austreten müssen. Da ich aber nach wie vor glaube, dass meine politischen Ideale und Überzeugungen, nur in der CDU eine Heimat finden, ertrage ich manchen „Parteifreund“ auch auf den höheren Ebenen in Demut weiter. Bischof Dyba hat das mal in den schönen Satz gekleidet: „Mit Eintritt drohen, nicht mit Austritt!“ Das wünsche ich den beiden Kirchen – nämlich mehr aktive Christen. Und ehrlich gesagt wünsche ich das natürlich auch meiner Partei. Gerade dann, wenn Bürger unzufrieden sind, sollten sie sich einmischen.
Am Sonntag „Jubilate“ sind mein Freund Max und ich zu einer Pilgerfahrt gestartet. Gut 120 Kilometer von Berlin in die Wunderblutkirche nach Wilsnack, einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte Nordeuropas im Mittelalter, führte uns unser Weg. Nach einem Gottesdienst im Berliner Dom sind wir auch geistig gerüstet gestartet. Und unterwegs begleitet haben uns neben frohen Liedern auch die Texte von Theodor Fontane. Ich will das jetzt nicht mit Urlaub vergleichen, aber es hat mir wieder einmal gezeigt, wie viele wunderschöne Flecken Erde es in Deutschland gibt. Wer unseren Weg nachvollziehen will, der kann das auf meiner Internetseite unter www.petertauber.de nachlesen.
Es geht aufwärts! Zumindest ist nach der Eröffnung der Toskana Therme in Bad Orb die positive Stimmung, die Hoffnung und Zuversicht auf eine gute Zukunft der Kurstadt im Spessart mit Händen zu greifen. Nachdem ich letztes Jahr schon bei Spatenstich und Richtfest dabei war, bin ich natürlich neugierig zur Eröffnung gefahren und wurde nicht enttäuscht. Und ehrlich gesagt: Nach den schwierigen und teilweise auch unbefriedigenden Entscheidungen und Diskussionen zum Thema Griechenland werde ich mir wohl ausgiebig Zeit für einen Besuch (dann in Badehose) nehmen. Ein bisschen Entspannung tut Not. Ich habe mich nämlich trotz der nun aus meiner Sicht alternativlosen getroffenen Entscheidungen sehr geärgert. Schließlich ist diese Krise durchaus in Teilen selbstverschuldet. Man hätte schließlich auch schon in den letzten Jahren genauer hinschauen können. Allerdings sagt sich das so leicht. Da stellt sich wieder mal die Frage: Machen wir das in den Bereichen, wo wir es selbst beeinflussen können immer besser? Und an dieser Stelle darf man Politiker auch mal loben. Bei der Eröffnung ist deutlich geworden: Ohne die sachliche Zusammenarbeit und des trotz inhaltlicher Auseinandersetzungen guten Einvernehmens aller Bad Orber Parteien wäre die Therme nie Wirklichkeit geworden. Und diese Leistung der ehrenamtlichen Politiker verdient Lob und Anerkennung!

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